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Vorlesung SS 2015: Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit: Philosophie und Recht.
Relektüren abendländischen Denkens mit Derrida, Agamben, Foucault u.a.

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Ankündigung / Inhalt

Zeitgenössische Philosophen setzen sich zunehmend mit dem Verhältnis von Schriftlichkeit und Mündlichkeit auseinander. Die Phänomene, die dabei philosophisch in den Blick kommen (etwa Derridas Lektüre der Schriftkritik Platons, die Struktur des Eides bei Agamben oder das »Wahrsprechen« bei Foucault etc.), stehen stets in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Grundlegung des Politischen wie auch einem Verständnis von sozialem Zusammenhalt (Gemeinschaft) und haben daher auch die Entwicklung des Rechts entscheidend mitgeprägt.
Der für die abendländische Philosophie- und Rechtsgeschichte zentrale Bezug auf Vernunft bzw. Rationalität erhält durch die Analyse des Verhältnisses von Schriftlichkeit und Mündlichkeit eine entscheidende Neubewertung, die bisher kaum systematisch reflektiert wurde. Die Vorlesung entfaltet die Konsequenzen des kulturgeschichtlichen Übergangs von einer oralen Kultur zu einer Schriftkultur für die Entstehung und Bedeutung der abendländischen Geistesgeschichte. In den behandelten Publikationen zeitgenössischer Philosophen wird insbesonders der bleibend »mündliche« bzw. »performative« Charakter von Schriftlichkeit herausgearbeitet und damit ein neuer Blick auf die Grundlagen von Philosophie und Recht eröffnet.
Die Vorlesung legt in der Nachzeichnung dieser geistesgeschichtlichen »Relektüren« des abendländischen Selbstverständnisses den Fokus auf die Konsequenzen für das Verständnis von Recht, politischem Handeln und der Grundlegung von Gemeinschaft angesichts der Herausforderungen der Gegenwart

Vorgangsweise / Methode

Philosophische Ausgangspunkte sind neben der Entfaltung von Schriftlichkeit bei Jacques Derrida vor allem die jüngeren Arbeiten von Giorgio Agamben (insbesondere die jüngsten Publikationen des »Homo sacer«-Projekts) sowie die ebenfalls erst vor kurzem übersetzten späten Vorlesungen Michel Foucaults. Ebenso berücksichtigt werden die in engem Zusammenhang zur »philosophischen Archäologie« bei Foucault und Agamben stehenden und aus rechtsphilosophischer Sicht publizierten Studien von Thomas Vesting („Medien des Rechts: Sprache bzw. Schrift“) und das breit angelegte Werk des auch im deutschen Sprachraum immer stärker rezipierten französischen Rechthistorikers, Philosophen und Kulturtheoretikers Pierre Legendre.

Die Thematik der Vorlesung kann an die frühere Vorlesung „Recht und Sprache“ aus dem WS 2012/13 anknüpfen, deren Besuch aber keine Voraussetzung zur Teilnahme darstellt. Ihre Ergebnisse werden in den entsprechenden Vorlesungseinheiten referiert und fließen in die weitere Argumentation ein.

Leistungsnachweis

Mündliche Prüfung anhand der behandelten Texte und der Grundthesen der Vorlesung.

Literatur

Literatur und Materialien (PDF-Download) zu den besprochenen Werken werden auf dieser Homepage zur Verfügung gestellt.

 

Ort & Zeit der LV:

Mo, 8.00-9.30 Uhr, HS 3D, NIG, Universitätsstrasse 7, 3.Stock, 1010 Wien
Beginn: Montag, 9. März 2015


Literatur und Materialblätter zur VO (Download)

(passwortgeschützte Materialien sind nur für HörerInnen der Vorlesung gedacht.
Die Dateien können mit dem kostenlosen Acrobat Reader ab Version 7 geöffnet werden.
)

  1. VO-Ankündigung (119K) Ankündigung der Vorlesung

Wichtige Literatur zur Vorlesung (wird noch ergänzt; passwortgeschützter Download ab VO-Beginn möglich):

    VO-Ankündigung (3.4MB) Platon: Phaidros (Werke in acht Bänden. Griechisch-Deutsch). Darmstadt 6.Aufl. 2011.
    VO-Ankündigung (2.8MB) Th. Vesting: Die Medien des Rechts: Sprache. Weilerswist: Velbrück, 2011.
    VO-Ankündigung (2.9MB) Th. Vesting: Die Medien des Rechts: Schrift. Weilerswist: Velbrück, 2011.

Vorlesung am 9.3.2015: Einführung in die Thematik und geschichtlicher Überblick zur Fragestellung
 

Vorlesung am 16.3.2015: Agambens und Foucaults »Philosophische Archäologie«

  2a.  (438K)   G. Agamben: Signatura rerum. Zur Methode. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2009 [ital. 2008].
                           Lektüre und Interpretation von Kap. 3, »Philosophische Archäologie« (S. 101-138). 
 

Vorlesung am 23.3.2015: Derridas Platon-Lektüre (I)

  3a.  (1.9MB) J. Derrida: Platons Pharmazie (1968), in: Ders., Dissemination. Wien: Passagen, 1995 [fr.1972], 69-190.


Vorlesung am 13.4.2015: Derridas Platon-Lektüre (II)

  4a.  (203K) M. Naas: Earmarks. Derrida's Reinvention of Philosophical Writing,
                         in: M. Leonard (ed), Derrida and Antiquity. Oxford UP, 2010, 43-72.

  4b.  (830K) K. Sier: Der Mythos von Theuth und Thamus. Phaidros 274c-275c,
                         in: M. Janke/Ch. Schäfer (Hg), Platon als Mythologe. Darmstadt: WBG, 2.Aufl. 2014, 323-337.


 

 

letzte Änderung: 12. April 2015