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Vorlesung WS 2012/13: Recht und Sprache (Agamben, Foucault, Vesting).
Philosophische Lektüren des Juridischen in der Gegenwart

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Ankündigung / Inhalt

Zeitgenössische Philosophen setzen sich zunehmend mit dem Bereich des Überindividuellen, der Grundlegung von Gemeinschaft und damit dem Politischen und Juridischen auseinander. Ausgangspunkt sind dabei vielfach nicht mehr die klassisch-neuzeitlichen (Vernunft-)Konzepte des Sozialen und des damit verbundenen Politik-Verständnisses, sondern Beobachtungen an sprachlichen Strukturen und Eigenheiten früher Rechtsordnungen und Regeln des Zusammenlebens. Woher kommt überhaupt die Struktur des Rechts? Welche Voraussetzungen im Selbstverständnis von Menschen und Gemeinschaften bilden die Grundlagen und die Kriterien der Ausbildung von rechtlichen Strukturen? Es ist wohl kein Zufall, wenn gerade zeitgenössische Philosophen auch die Vorgeschichte unserer Kultur in den Blick nehmen, um die Grundlagen gegenwärtiger Fragen im Bereich von Politik, Recht und Gerechtigkeit zu erhellen.
Ziel der LV ist es, mit Hilfe der Lektüre zeitgenössischer AutorInnen aus dem Grenzgebiet von Philosophie und Recht (insbesondere Giorgio Agamben, Michel Foucault, Thomas Vesting, aber auch anderen) den Bereich des Juridischen phänomenologisch-empirisch in den Blick zu bekommen. Aus dieser – nah an konkreten geschichtlichen Phänomenen gewonnenen – Darstellung heraus sollen Strukturen und Konsequenzen für das Verständnis von Recht und Gemeinschaft in der Gegenwart gewonnen werden, sowie »Kriterien« für ein entsprechendes politisches Handeln gerade im Bereich von Recht und Gemeinschaft.

Vorgangsweise / Methode

Anhand von Text-Lektüren und zusammenfassenden Darstellungen geschichtlicher Prozesse wird die VO insbesondere drei zeitgenössische Autoren aufgreifen, die sich intensiv mit der »Erhellung« der Grundlagen des Juridischen beschäftigen. Zunächst wird es darum gehen, Giorgio Agambens breit angelegtes und noch nicht abgeschlossenes »Homo sacer«-Projekt zu verfolgen, in dem anhand von zahlreichen juridischen, politischen und ethischen »Randphänomenen« der abendländischen Kulturgeschichte eine Grundstruktur der Ordnungen des Zusammenlebens sichtbar wird, die bisher in den seltensten Fällen ausdrücklich reflektiert wurde. Als Vorläufer dieser philosophischen »Archäologie« des Juridischen werden auch die erst jüngst ins Deutsche übersetzten Vorlesungen des späten Michel Foucault zusammenfassend in den Blick zu nehmen sein. Aufgrund seines frühen Todes sind die Konsequenzen dieser letzten Vorlesungen noch kaum systematisch aufgearbeitet. Zumindest ein Ansatz dazu soll in dieser Lehrveranstaltung erarbeitet werden. Der Frankfurter Rechtsphilosoph Thomas Vesting hat zudem 2011 mit seinen beiden Werken »Medien des Rechts: Sprache bzw. Schrift« einen Zugang zum Verständnis des Rechts vorgelegt, der einen weiten Bogen von den vorgeschichtlichen Kulturen bis zu den medialen Veränderungen des Rechts in der Gegenwart spannt. Auch dieser Zugang setzt sich ausdrücklich mit den Ergebnissen und Konsequenzen jener zeitgenössischen Philosophietradition auseinander, der auch Agamben und Foucault angehören ….

Leistungsnachweis

Mündliche Prüfung anhand der behandelten Texte und der Grundthesen der Vorlesung.

Literatur

Literatur und Materialien (PDF-Download) zu den besprochenen Werken werden auf dieser Homepage zur Verfügung gestellt.

 

Literatur und Materialblätter zur VO (Download)

(passwortgeschützte Materialien sind nur für HörerInnen der Vorlesung gedacht.
 Die Dateien können mit dem kostenlosen Acrobat Reader ab Version 7 geöffnet werden. )

  1. VO-Ankündigung (93K) Ankündigung der Vorlesung

Wichtige Literatur zur Vorlesung (wird noch ergänzt; passwortgeschützter Download ab VO-Beginn möglich):

    1a. (1.5 MB)  G. Agamben: Das Sakrament der Sprache. Eine Archäologie des Eides (Homo Sacer II.3).
                             
    Berlin: Suhrkamp, 2010 [ital. 2008].
    1b. (2.8 MB)  Th. Vesting: Die Medien des Rechts: Sprache. Weilerswist: Velbrück, 2011.
    1c. (2.9 MB)  Th. Vesting: Die Medien des Rechts: SchriftWeilerswist: Velbrück, 2011.
    1d. (3.4 MB)  Th. Vesting: Rechtstheorie: Ein StudienbuchMünchen: Beck, 2007.
    1e. (3.5 MB)  G. Agamben: Homo Sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben (Homo Sacer I).
                             
    Berlin: Suhrkamp, 2002 [ital. 1995].
    1f. (4.5 MB)  G. Agamben: Herrschaft und Herrlichkeit. Zur theologischen Genealogie von Ökonomie
                             
    und Regierung (Homo Sacer II.2). Berlin: Suhrkamp, 2010 [ital. 2007].
    1g. (325KB)  G. Agamben: Zeit und Geschichte. Kritik des Zeitpunkts und des Kontinuierlichen (1978),
                              in: Ders., Kindheit und Geschichte. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2004 [ital. 2001], 129-152.

Einführungsvorlesung am 12.10.2012
 

Vorlesung am 19.10.2012:
  »Anthropologische Grunddimensionen (I): Erfahrung und Ausdruck der différance«

  1. (119K)   Literaturhinweise 1
     Literatur zur Höhlenkunst:
       3a. (3.1MB)  Toni Hildebrandt, Bild, Geste und Hand. Leroi-Gourhans paläontologische Bildtheorie,
                                in: Image. Zeitschrift für interdisziplinäre Bildwissenschaft 14 (Juli 2011), 55-64.
       3b. (9.3MB)  George Bataille, Lascaux oder Die Geburt der Kunst. Genf: Skira, 1955.
       3c. (197 K)   George Bataille, Lascaux oder Die Geburt der Kunst [Interview 1955],
                                in: Ders., Die Aufgaben des Geistes. Gespräche und Interviews 1948-1961. Berlin 2012, 85-89.
                                (mit einem Auszug aus einem Gespräch mit Madeleine Chapsal [1961], 121-123.)


Vorlesung am 9.11.2012:
»Anthropologische Grunddimensionen (II): Deutungen der différance im Bild
«

  1. (279K)   J.-L. Nancy, Höhlenmalerei (1994), in: Ders., Die Musen. Stuttgart 1999, 109-119.
  2. (523K)   J. Derrida, Aufzeichnungen eines Blinden. Das Selbstporträt und andere Ruinen.
                       München: Fink, 1997 [fr.1990] – Auszüge: S.9-13, 49-62.


Vorlesung am 16.11.2012:
»1. Zusammenfassung: Die différance als Grundlage des Denkens / Zusammenhang von Recht und Sprache
«

  1. (7.7MB)   J. Derrida, Die différance (1968), in: Ders., Randgänge der Philosophie. Wien, 2.Aufl. 1999, 31-56.
  2. (2.8MB)   M. Heidegger, GA35 - Der Anfang der abendländischen Philosophie. Auslegung des Anaximander und
                         Parmenides. VO SS 1932. Frankfurt/M.: Klostermann, 2012. – Auszug: S.1-27.
  3. (zur Genese und Deutung der différance bei Jacques Derrida:)
       (2.8MB)   P. Zeillinger, Vielleicht wird das Unmögliche daher notwendig gewesen sein. Überlegungen vor der
                         Freundschaft, in: Erik M. Vogt u.a. (Hg), Derrida und die Politiken der Freundschaft. Wien: Turia+Kant,
                         2003, 59-79. – bes. S. 65ff (Genese der différance).


Vorlesung am 23.11.2012:
Giorgio Agamben, »Das Sakrament der Sprache
«

  1. (1.5 MB)  [= 1a.] G. Agamben: Das Sakrament der Sprache. Eine Archäologie des Eides (Homo Sacer II.3).
                        
    Berlin: Suhrkamp, 2010 [ital. 2008].
     weiterführende Literatur:
       10. (325KB)  [= 1g.] G. Agamben: Zeit und Geschichte. Kritik des Zeitpunkts und des Kontinuierlichen (1978),
                                in: Ders., Kindheit und Geschichte. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2004 [ital. 2001], 129-152.
       11. (206KB)  J. Derrida, Glaube und Wissen. Die beiden Quellen der »Religion« an den Grenzen der bloßen
                                Vernunft (1994), in: J. Derrida / G. Vattimo (Hg.), Die Religion. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2001,
                                S. 50-63 (Auszug).


Vorlesungen am 30.11., 7.12. + 14.12.2012:
Giorgio Agamben, »Das Sakrament der Sprache
« (Forts.)


Vorlesung am 11.1.2013:
Zusammenfassung und Konsequenzen: Derrida und Foucault im Kontext von Agambens Archäologie des Eids

    »Das Phänomen eidhaft-performativen Sprechens im Werk Jacques Derridas«:
  1. (7.7MB)  [= 6.]   J. Derrida, Die différance (1968), in: Ders., Randgänge der Philosophie. Wien, 2.Aufl. 1999, 31-56.
  2. (4.5 MB)  J. Derrida: Gesetzeskraft. Der »mystische Grund der Autorität«.
                         Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1991 [engl.1989].


Vorlesung am 18.1.2013 (Forts.): Zusammenfassung und Konsequenzen

    Foucault (I): »Das Geständnis (Bekenntnis, Zeugnis) – Grundlage einer Archäologie des abendländischen Subjektverständnisses«:
  1. (168KB)  M. Foucault, Die Rückkehr der Moral (1984), in: Schriften IV. Frankfurt/M. 2005, 859-873.
  2. (3.4 MB)  M. Foucault, About the Beginning of the Hermeneutics of the Self: Two Lectures at Dartmouth (1980),
                         in: Political Theory Vol. 21.2 (1993), 198-227.
  3. (367KB)  M. Foucault, Technologien des Selbst (1982), in: Schriften IV. Frankfurt/M. 2005, 966-999.


Vorlesung am 25.1.2013 (Forts.): Zusammenfassung und Konsequenzen

    Foucault (II): »Pastorat« und »parrhesia« als Grundzug der abendländischen Kultur
  1. (1.3 MB)  M. Foucault, Omnes et Singulatim (1979), in: Schriften IV. Frankfurt/M. 2005, 165-198.
  2. (201KB)  M. Foucault, Die politische Technologie der Individuen (1982), in: Schriften IV. Frankfurt/M. 2005, 999-1015.
  3. (3.9 MB)  M. Foucault, VO 1977/78 »Gouvernementalität 1« (VO 5-9). Frankfurt/M. 2006, 173-368. 520-600.
  4. (5.7 MB)  M. Foucault, VO 1983/84 »Mut zur Wahrheit« (VO 9). Frankfurt/M. 2010, 396-479.

 

letzte Änderung: 24. Jan. 2013